Mixed


Wie alles begann: 


Nach meinem erlebnisreichem Highschool Year in Costa Rica (Juli 2009 - Mai 2010) fasste ich einen Entschluss: Du musst hierher zurückkehren; diesmal um zu arbeiten und den Menschen zu helfen, die mit den Bedingungen in die sie hineingeboren wurden, kein glückliches Leben führen können. Ich habe da zuallererst an die ganzen Kinder gedacht, die oftmals ohne Perspektiven und Liebe aufwachsen müssen, und so auch keine Vorstellung von der Zukunft haben, die sie für das Land selbst sein könnten.
Mit diesen Gedanken bewarb ich mich Ende 2011 bei Volunta, dem Abzweig vom Deutschen Roten Kreuz, der sich mit internationalen Freiwilligendiensten beschäftigt und mit dem Programm weltwärts zusammenarbeitet, das vom BMZ finanziell gestützt wird. Über einige Umwege verschlug mich mein Weg dann doch nach Bolivien, wo ich dann mit Kindern arbeiten kann - und ich habe die Möglichkeit mit Freude wahrgenommen! here we go, eine neue Reise beginnt..



Der Sprung ins kalte Wasser:


Ich gebe zu, über den Andenstaat inmitten von Südamerika wusste ich anfangs nicht viel - nur, dass Bolivien das Land der Abenteuer ist! So steht es in den Reiseführern geschrieben. Was heißt das für mich? Ich werde für ein Jahr in ein Land ziehen, in dem über 80% der Bevölkerung noch zu indianischen Völkern gehört. Ich bin gespannt auf all das, was ich von ihrer Lebensweise mitnehmen und lernen kann!
Im Dorf Alcalá, in dem ich unterkommen werde, werden wir zusammen mit den 1000 Einwohnern in knapp 2000m Höhe leben. Dorthin gelangt man von der Hauptstadt Sucre nur über einen sehr langen Schotterpfad. Nein, fließendes warmes Wasser, Elektrizität oder Internet sind hier nicht selbstverständlich - noch ein Grund mehr sich auf das beeindruckende Land mit all seinen Farben und Facetten zu konzentrieren und alles zu leben, was auf uns zukommt..


Go, go weltwärts!


50 wunderbare Menschen - das ist das Ergebnis unseres Vorbereitungsseminars, dass vollgepackt war mit interessantem Programm und jeder Menge Spaß. Ich denke wir haben alle sehr viel davon mitgenommen und werden Gelerntes weiter tragen - nach Peru, Nicaragua, Costa Rica, Thailand, Indien, Ruanda und natürlich Bolivien. Ich wünsche euch allen dafür nur das Allerbeste, ihr verdient es ;-) Und ich freue mich schon jetzt auf das Wiedersehen nach einem hoffentlich sehr erfolgreichen Jahr!


 

 

Quechua:


Ich habe mir gedacht, jetzt, wo ich in einem Land lebe in dem es mindestens 36 verschiedene indigene Ethnien und Sprachen gibt, könnte ich in eine der drei weit verbreitetesten Indianersprachen reinschnuppern: Quechua. Also gehe ich Donnerstagmorgens bevor ich zur Außenschule Mulacancha wandere, eine Stunde zum Quechuaunterricht der 5. Klasse im Colegio.

Hier erste Resultate: 
Ñuqaqa Georgina Kani. Pitaq Kanki? :-) („Ich Georgina bin. Wer bist Du?“)
Pitag Pay? Payqa Gábor. („Wer ist er? Er ist Gábor.“)



Nebensächlichkeiten vom anderen Ende der Welt:


Hier mein eigenes Bolivien-Alphabet. Öffnet kleine Fenster in unser Leben hier (wird nach und nach fertig gestellt):

A wie Alcalá – unser beschauliches, ruhiges Dorf. Nach nur einer Woche fühlt man sich hier unglaublicherweise wie zu Hause. Was nicht zuletzt an den Menschen liegt, die einen auf der Straße immer, und 3x hintereinander, herzlichst grüßen.

B wie Broasteria – wie in vielen lateinamerikanischen Ländern ist Fast Food für Einheimische “gutes Essen”. In diesen Imbissen kann man also paniertes frittiertes Huhn mit Bergen von Pommes bekommen. Also dann doch lieber traditionell!

C wie Cholita – so heißen die Mädchen und Frauen die ab einem bestimmten Alter anfangen (uns wurde gesagt, früher ging es nach Familienregeln, während heutzutage jeder für sich selbst entscheidet), die traditionellen, vielschichtigen Röcke, die bunten Jäckchen und Blusen, den Bowlerhut und natürlich die geflochtenen Zöpfe, aus denen kleine Perlen rausragen, zu tragen.

D wie

E wie

F wie Fiesta del Muerto – wenn ein Familienmitglied stirbt müssen die restlichen Verwandten ein Jahr lang schwarze Kleidung tragen um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Nach einem Jahr macht man am Todestag der Person eine Riesenfeier wo alle zu eingeladen werden. Wenn der Verstorbene Alkohol mochte wird sein Grab damit reichlichst übergoßen ;-)

G wie  gefährlich - die Todeskäfer, wie ich sie liebevoll nenne, heißen Chagas. Wenn, dann befallen sie einen in der Nacht, stechen, und knapp 30 Jahre später bricht die tödliche Chagas-Krankheit aus. Als wir letztens gemerkt haben, dass immer alle über die Viecher reden, wir aber immer noch keine Ahnung haben wie sie aussehen, haben wir rausgefunden dass die Wanzen auch fliegen können. Schade!

H wie Hupen – das ist eine geniale Regelung. Wenn ein Fahrzeug in Höchstgeschwindigkeit an eine Kreuzung heranrast, bremst es ganz leicht ab, hupt ein paar Mal und das ist das Zeichen für alle, die das Hupen hören, stehen zu bleiben. Der, der hupt, hat nämlich Vorfahrt. So ist das!

I wie indigene Musik - Wer reinhören will in die Musik, die hier in den Läden, Bussen, Restaurants, Häusern und aus riesigen Lautsprechern, die einfach in der Gegend rumstehen, gespielt wird, sollte sich LOS KJARKAS anhören. Bolivien wird nicht verlassen ehe wir nicht ein Konzert besuchen konnten!

J wie

K wie Koka – die Kokapflanze wird hier sehr vielseitig genutzt. Das „heilige Blatt“ wird als Tee getrunken (hilft gegen Höhenkrankheit!) und sogar ein Likör wird daraus hergestellt. Wir tun’s aber den Bauern aus den Bergen gleich: Auf langen Flotafahrten kauen wir die Blätter bis wir eine dicke Wange haben und halten uns so wach.

L wie Lamaföten – sie gelten hier als eine Art Glücksbringer. Man sagt, wenn man ein Haus baut, soll man jeweils einen getrockneten Fötus in eine Ecke einbauen damit die bösen Geister fernbleiben und es dem Haushalt gut geht.

M wie Mocochinchi – irrsinnig süßes Getränk, das zum traditionellen Mittagessen gereicht wird. Unten drin liegen getrocknete Pfirsiche, der Rest ist Wasser mit viel Zucker.

N wie

O wie

P wie Pollitos – die kleinen Babyküken kann man hier für einen Boliviano (umgerechnet 10ct.) auf der Straße kaufen. Süß sind die! Ich denke nächstes Mal nehmen wir uns welche aus Sucre mit aufs Dorf und ziehen die groß.

Q wie Quechua – oben in den Bergen um Alcalá herum wird es noch in allen Häusern gesprochen. Da fällt es den Kindern natürlich schwerer, ordentlich Spanisch zu sprechen und zu schreiben! Trotzdem eine interessante Sprache mit tollen Lauten.

R wie Reunión – unser Hostelvater Don Roger liebt sie: seine Meetings, in denen er eigentlich „was-so-wichtiges-ansteht“ besprechen will, in Wirklichkeit aber in einer unglaublichen Lautstärke und Gestik mit seiner lustigen, heiseren Lache untermalt Anekdötchen erzählt. Unter einer Stunde geht da nix!

S wie Stuhl – wenn ein Stuhl mit einem weißen Laken darauf vor einem Haus steht, kann man dort frisch gebackenes Brot kaufen.

T wie Toilette – lateinamerikanische Länder haben ein anderes Abflusssystem als wir. So muss man sein Klopapier immer in einen Eimer neben der Toilette werfen, anstatt es einfach fallen zu lassen (sonst würde man ganze Rohre sprengen ;-) ). Und es ist eine persönliche Angelegenheit: so hat hier jede Frau immer ihr eigenes bisschen Klopapier dabei um in Pensionen oder anderen Häusern auf Toilette zu gehen.

U wie Unkraut - das wächst hier nicht auf dem Boden sondern auf den Stromleitungen.

V wie

W wie der kleine Walter – niemand weiß wie solche Namen hier runter kommen, aber hier gibt es immer wieder außergewöhnliche Namenskreationen, wie zum Beispiel auch, dass das B wie eine Mischung aus B und W ausgesprochen wird. Meine persönlichen Favoriten: Bladimir und Bibiana.

X wie

Y wie

Z wie


Aufgeschnappt:

„Aber damals tanzten sie durch die Straßen wie Kobolde, und ich stolperte hinterher, wie ich mein Leben lang hinter Leuten hergestolpert bin, die mich interessieren, denn die einzigen Menschen sind für mich die Verrückten, die verrückt sind aufs Leben, verrückt aufs Reden, verrückt auf Erlösung, voll Gier auf alles zugleich, die Leute die niemals gähnen oder alltägliche Dinge sagen, sondern brennen, brennen, brennen wie phantastisches gelbes funkenspühendes Feuerwerk (…)“            

Zitat aus einem Buch, das ich bei uns gefunden habe: JACK KEROUAC – ON THE ROAD


Zum Gedanken fliegen lassen:

Eine Reportage über das Dorfleben in Alcalá und Nebendorf El Villar, produziert vom Deutschlandfunk (2010) von Autorin Judith Grümmer, die als Freiwillige 2008/2009 in Bolivien war.

(Einfach auf den Link klicken und dann auf Play um die Reportage anzuhören)

https://soundcloud.com/delegation_palinka/ein-schluck-chicha-f-r




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