Ich sitze auf unserem Balkon vom Hostel. Die
Luft ist sehr warm und trocken, der Wind trägt klagende Lieder über die Liebe
oder über die Vergangenheit hinüber.
Wenn ich nach rechts schaue, sehe ich die
Kirche, die viel zu groß zu sein scheint, für unser kleines Alcalá, dass
vielleicht 800 Einwohner im „Mitteldorf“ zählt.
Wenn ich nach vorne schaue, ist
da die wunderschöne Plaza, in der man zu jeder Tageszeit verschiedenste Menschen
findet und die aussieht, als wäre sie eine Oase inmitten von dem Dorf, das
einer Wüste gleicht. Denn auf der Plaza ist es grün und saftig, die Palmen
ragen weit in den Himmel und neben den Bänken aus Holz blühen meine
Hibiskusblumen in rot.
Wenn ich nach links schaue, schaue ich direkt auf die
Hauptstraße, die hier sogar asphaltiert ist. Die kleinen Wege und Straßen
rechts und links von ihr ab sind kleine Gassen mit Kieselsteinen oder einfach
nur trockener, dunkler Erde.
Nachmittags, wenn die Luft abgekühlt ist, kann man
links und rechts an den Hauseingängen eiskalten Kokossaft kaufen oder eine
Kugel viel zu rosanes Eis für nur einen Boliviano. Dann trifft man auch auf die Kinder, die aus
der Schule zurück sind, und sich auf den Wegen irgendeine Beschäftigung suchen.
Die Erwachsenen kaufen an den Tiendas ihre Waren für das Abendessen und
verschwinden sehr bald wieder in ihren Hütten.
Mittags, wenn die Sonne vom
Himmel brennt und es so hell ist, dass jeder Blick in Richtung der Berge um
unser Dorf blendet, sieht man nur die Bauarbeiter die gegenüber am neuen, auch
viel zu großen „Rathaus“ ihre Arbeit verrichten und die vielen streunenden
Hunde.
Und jetzt der Bericht der ersten Woche in
meinem neuen Zuhause. Als wir Dienstagnachmittags in die Flota stiegen, die uns
in den Dörfern Alcalá und ca. 1 Stunde später in El Villar absetzen würde,
waren wir froh endlich in unser „festes Heim“ zu kommen, endlich auspacken zu
können.
4 holprige Stunden lang blickten wir auf ein
Panorama von den dunklen Andenbergen unten, und dem stahlblauen gleißenden
Himmel oben. Wir fuhren durch eine Art Wüstenlandschaft mit Kakteen, und ein
paar mageren Kühen, die am Wegesrand versuchten zu grasen. Einige Menschen
liefen die Schienen aus längst vergangener Zeit entlang, wahrscheinlich um
einen Ort zu finden, in dem sie ihre Waren demnächst anbieten konnten. In der
Luft zogen Adler und Falken ihre Kreise.
Um 9h kamen wir endlich an und wurden von
unserem Don Roger (Hostelvater) direkt mit einem Notfall begrüßt: die
Kindergärtnerin der Escuela war überraschend für ein paar Tage nach Sucre
gereist und jetzt brauchen sie dringend Freiwillige die für 2 Tage auf die
Kinder aufpassen. Weil unser Don aber in so einem schnellen, nuscheligen
Latinoakzent sprach, meldete ich mich zuerst freiwillig mit meinem Kumpel
Simon. Da waren wir nun: Nichtmal ausgepackt und schon dem Spung ins kalte
Wasser ausgesetzt ;-)
Genau so war es dann auch: die kleinen Monster
hatten überhaupt keine Disziplin, rannten andauernd raus oder machten natürlich
nicht die Aufgaben, die wir ihnen gaben (ein Bild malen!). Wenn man sie dann
zurecht wies, guckten sie einen aber mit so großen Kulleraugen an, dass man sie
einfach in den Arm nehmen musste.
Nachmittags haben wir ein bisschen den
außerhalb gelegenen Teil von Alcalá besichtigt. Die zerfurchten,
ausgetrockneten Flussbetten sehen ein bisschen aus wie Mini-Grand-Canyons und
auf dem Rückweg wurden wir fast von ein paar Hirtenhunden angegriffen. Abends
haben wir mit unserem Don unsere Einsatzorte besprochen: Ich würde 3 Tage im
Colegio arbeiten (mit 11-13jährigen Schülern Englisch lernen) und 2 Tage in
Mulacancha an allem Möglichen arbeiten, einer Außenschule zu der man 1,5h
hinwandern muss.
Am nächsten Tag mussten wir noch nicht
arbeiten, weil wir erst bei den Schulen vorgestellt werden mussten. Also haben
Simon und ich ausgeschlafen, die knarzende Tür von unserem Mädchenzimmer
repariert und danach das erste Mal per Hand gewaschen.
Freitag, 31. August 2012
Heute morgen habe ich mich im Colegio
vorgestellt und meine ersten Klasse beaufsichtigt, die grade dabei war „Examen
zu schreiben“ (Sie sollten Luftballons ausmalen, in Farben, sie sie auf
Englisch hinschreiben mussten). Danach bin ich zurück zum Hostel um den
Unterricht für nächste Woche vorzubereiten (Es stehen Farben, Zahlen, Tiere und
Kleidung auf dem Plan). Nachmittags um 5h haben wir den Spieleraum für 2
Stunden öffnen, ein Raum der von ehemaligen Freiwilligen gebaut, gestrichen und
mit dem verschiedensten Spielzeug eingerichtet wurde. Hier treffen sich dann alle
Kinder aus dem Dorf und ich muss sagen das war mit die schoenste Erfahrung bis
jetzt: Der Raum wurde so dankbar angenommen und die Kinder waren so gluecklich,
dass wir mit ihnen gespielt haben! (Denn in vielen bolivianischen Familien ist
so eine Zaertlichkeit nicht ueblich, da muss sich um andere Dinge gekuemmert
werden..)
Um 9h
Nachts geht die Flota in Richtung unserer Kollegen in El Villar wo wir über das
Wochenende bleiben um sie zu besuchen und um zu gucken, wer das coolere Dorf
hat. ;-)
Fotos gibt es naechstes Wochenende, da werde
ich wieder nach Sucre fahren um Freunde zu besuchen, die noch ihren Sprachkurs
dort machen. Hier, in El Villar, ist das Internet definitiv zu langsam dafuer
(aber immerhin haben sie ein Internetcafé, Alcalá bekommt „vorraussichtlich“
2013 erst Internet).
Auf bald meine Lieben,
que seamos imparables!
Unsere Plaza
Das Colegio, einer meiner Einsatzorte
Eine der vielen Gassen
Die kleinen Monster während der Pause
Eines schönen Morgens :D
Einen Sternenhimmel wie auf den Dörfern gibt es kein zweites Mal
Die folgenden Fotos entstanden auf einer Wandertour im Nebendorf El Villar
Und zum guten Schluss: Meine kleine Schlafecke in unserem Mädelszimmer
Unsere Plaza
Unser Hostel, auf dem Balkon kann man die besten Dorfgeschichten beobachten ;-)
Das Colegio, einer meiner Einsatzorte
Eine der vielen Gassen
Die kleinen Monster während der Pause
Eines schönen Morgens :D
Einen Sternenhimmel wie auf den Dörfern gibt es kein zweites Mal
Die folgenden Fotos entstanden auf einer Wandertour im Nebendorf El Villar
Und zum guten Schluss: Meine kleine Schlafecke in unserem Mädelszimmer
Es ist so schön, wie du Bolivien bescreibst- fast als wäre man selber da und würde neben dir sitzen. Ich hoffe, es geht dir gut & du hälst dich von den tödlichen Käfern fern ;) I love you !
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